Secondhand Boom bei Zalando und About You: Nachhaltig oder smartes Business?
Deine alten Klamotten kannst du jetzt an große Online-Modehändler verkaufen. Richtig gehört: Zalando und About You steigen ins Second-Hand-Geschäft ein. Sie kaufen und verkaufen. Ich frag mich warum? Wirtschaftlich gesehen, macht das für uns keinen Sinn.
Wir verlieren Geld tatsächlich mit der Second-Hand-Sektion. Kein Businessmodell? Echt nur aus Nachhaltigkeitsgründen? Ich glaube die Angst ist bei den großen Herstellern eher die, dass sie wenn sie kein Second Hand mehr anbieten, man auch keine neuen Klamotten mehr kauft. Der Second Hand Markt boomt. Ist hip, ist cool, wird gehyped. Aber: Es gibt auch die andere Seite. Wem soll man das anbieten, das kann kein Mensch mehr tragen.
Das sind also Sachen da sag ich das muss hier nicht her. Das kann man in den Müll schmeißen. In diesem Film will ich herausfinden, was hinter dem neuen Angebot von Zalando und About You steckt. Und probiere es selbst aus.
Ich miste meinen Schrank aus… Aaaaah… Fuck… Und das schiebe ich schon ziemlich lang vor mir her… Ich hab‘ mal durchgezählt: Ich besitze über 30 Hosen und über 60 T-Shirts… Dass es so viel ist, schockiert mich selber… Ich habe jetzt die Hälfte aussortiert. Ich glaub, der Schrank ist immer noch mega voll. Und ich habe so ein richtig schlechtes Gewissen, weil ich gesehen habe, dass da ganz ganz viele Teile waren, die hab ich vielleicht einmal getragen, zweimal getragen… Zum Wegschmeißen find ich sie aber auf jeden Fall zu schade. Sie zu Geld zu machen wär aber ganz geil… Ich probiere Zircle aus. Die neue Second Hand App von Zalando. Und die funktioniert so:
Erstens: Fotografiere deinen Artikel und erhalte direkt dein Angebot. Zweitens: Packe deine Artikel in einen Karton und schicke ihn kostenlos an Zalando. Drittens: Erhalte einen Zalando Gutschein… Aha, kein Bargeld, Gutschein! Foto machen…. Und so... Zääck! Das Reinstellen der Sachen in die App ist echt easy.
Nach dem Foto erkennt die App, oft schon die Farbe oder sogar, ob es eine Hose oder ein Pulli ist. Dann muss ich nur noch die Marke auswählen, und schon gibts nen Preisvorschlag. In dem Fall vier Euro für einen Pulli, der mich im Sale vor ein paar Jahren mal zehn gekostet hat. 20 Artikel dürfen in den Karton. Bei fünf hat Zalando gesagt: Wollen wir nicht. Zum Beispiel bei ein paar von meinen Basic T-Shirts oder sehr günstigen Marken.
Für die 15 übrig gebliebenen Teile solls 95 Euro geben. Aber, nicht vergessen: Nicht in Bar, sondern als Gutschein Ich mein das hat jetzt keine 10 Minuten gedauert. Wahrscheinlich würde man jetzt irgendwie bei Kleiderkreisel oder Ebay Kleinanzeigen mehr Kohle kriegen. Aber ey, dann müsste man ja alles einzeln hochladen und mit den Leuten schreiben und der ganze Scheiß. Das war jetzt echt super easy. Ab jetzt soll es wenige Tage dauern, bis mein Gutschein da ist.
Und dann kann ich mich entscheiden, ob ich den Gutscheinwert an eine gemeinnützige Organisation spenden oder im Zalando Online Shop ausgeben möchte. Das ist natürlich ziemlich clever. Zalando ist der umsatzstärkste Online-Modehandel in Europa. Im letzten Jahr haben sie 6,5 Milliarden Euro Umsatz gemacht, wegen Corona soll der in diesem Jahr nochmal deutlich höher ausfallen. Das Geschäft mit neuer Mode läuft. Warum dann jetzt plötzlich Second Hand? Das will ich von Torben Hansen wissen. Er ist verantwortlich für die Second Hand Sparte bei Zalando. Pre owned, und ich sage ganz bewusst pre owned und nicht Second Hand, ist einfach ein Thema, welches von unseren Kunden sehr stark nachgefragt wird.
Und was wir sehen ist, dass viele Kunden sehr gerne pre owned kaufen oder verkaufen möchten. Unter bestimmten Voraussetzungen. Was zum Beispiel die Bequemlichkeit des Prozesses angeht, oder auch die Sicherheit. "Pre owned“ heißt das Ganze jetzt. Mit bequem meint er: Easy mit einem Klick kaufen.
Und mit der Sicherheit: Wenn es mir nicht gefällt, schick ich es halt wieder zurück. Die Paketboten freuen sich. Ich will von ihm wissen: Geht es ihnen da um Nachhaltigkeit, oder ist das einfach nur ein smartes Business? Wir wollen definitiv die Lebensdauer eines Artikels verlängern. Definitiv, und das ist auch Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie von Zalando auf die natürlich ein Angebot wie Zalando Zircle auch voll einzahlt. Am Ende des Tages, ich glaube es hängt alles am Kundeninteresse. Wir sehen einfach, dass das Kundeninteresse für pre owned steigt und entsprechend steigt auch die Attraktivität halt entsprechend von so einem Geschäftsmodell.
Zumindest ehrlich. Am Ende ist es ein Geschäftsmodell. Und in Zeiten von Fridays For Future und Co ganz sicher auch kein Schlechtes. Ich habe ihn auch gefragt, warum ich für meine ausgemisteten Sachen nicht Cash statt einem Gutschein bekomme.
Er meint: Das Angebot soll einfach sein, und der Gutschein ist das Einfachste… aha. Wohin mein Paket gerade unterwegs ist, das hätte ich mir gerne auch mal vor Ort angeguckt. Ging aber leider nicht. Also hab Ichs bei der Konkurrenz versucht. Bei About You. Kein anderer der großen Online-Modehändler in Deutschland wächst aktuell schneller. Und genau wie Zalando steigen auch die gerade voll ins Second-Hand-Business ein. Ich will mir angucken wie unser ausgemistetes Zeug im Online Shop landet.
In Hamburg treffe ich Tarek Müller. Er ist der Geschäftsführer von About You und wir sind bei einem ihrer neuen Second-Hand-Partner. Also hier findet alles statt. Hier wird die Ware geprüft, aufbereitet, online gestellt, verkaufsfertig gemacht und auch verschickt zum Endkunden. Tarek ist einen Ticken jünger als ich, hat aber schon mehrere Start Ups gegründet.
Das Erste mit 15. Da wusste ich noch nicht mal was ein Start Up überhaupt ist… Im Gegensatz zur mir stand er übrigens auch schon auf der Forbes Liste 30 unter 30. Hallo.
Hallo. Frederik. Mir wurde gesagt, hier kann man mal gucken wie das aussieht, wenn gebrauchte Produkte hier ankommen. Ja, es ist ja so, dass wir hier täglich mehrere Pakete an Einsendungen bekommen von unseren Kunden. Die hat uns jetzt in dem Fall ein paar Sneaker geschickt, der Marke Off White.
Aber die sehen ja super neu aus, ne? Ja, das ist auch ein neuer Schuh. Offenbar nicht getragen, das kommt auch vor, dass uns Leute Fehlkäufe einsenden, die sie eben nicht benötigen. Also das wäre bei mir auch ein Fehlkauf. Können wir das jetzt mal nachgucken was der kosten würde? Ja, das können wir gerne nachschauen. In dem Fall handelt es sich hier um 229 Euro. Das wär der Gebraucht-Preis.
Weil der Schuh aber fast neu ist steigt der Preis auf 339,95 Euro… hui. Komplett neu waren es mal 400. Und um den Kunden ein Angebot unterbreiten zu können, muss ich den Schritt weitermachen hier in unserem Programm.
Der Kunde oder die Kundin erhält jetzt in dem Fall 149 Euro. Ah, weil ihr noch was dran verdienen müsst. Ja, genau. Ist man mit dem Geld einverstanden, dann geht es für den Schuh in den About You Online Shop. Dafür müssen Fotos gemacht werden.
Dieses Paar ist sozusagen neu. Da sehe ich jetzt nicht viel dran. Aber zum Beispiel hier. Da sind ein paar Falten. Das ist also sozusagen ein Makel, da legen wir einen Fokus drauf bei den Fotos. Oder hier ist eine dunkle Stelle, auch da mache ich ein extra Foto von. Die Makel werden also bewusst in Szene gesetzt. Dann wird das Ganze online in den Shop gestellt. Mittlerweile besteht mehr als ein Drittel des About You Online Shops aus Second-Hand-Teilen. Ich will wissen, was sie sich davon erhoffen.
Zum einen glauben wir, dass das der größte Beitrag ist, den man leisten kann, um die Modeindustrie nachhaltiger zu machen. Wir müssen dafür sorgen, dass einfach in Summe weniger Mode produziert wird. Und der größte Hebel das zu erreichen ist es indem Mode länger und öfter getragen wird. Der zweite Grund ist, dass es schlichtweg einen Vorteil für den Kunden bietet letztendlich alte nicht mehr… also Kleidung, die man nicht mehr tragen möchte, eben zurück in den Kreislauf zu geben. Damit eben einen Teil zur Umwelt zu tun. Und aber auch natürlich Geld dafür zu bekommen. „Zurück in den Kreislauf“ - Das höre ich während meiner Recherche super oft.
Grundsätzlich ist das ja auch eine tolle Idee: Weiterverwerten statt Wegschmeißen. Ich denk mir aber: Wenn ich für meine alten Sachen einen Gutschein bekomme, der ja dafür da ist, dass ich davon was Neues kaufe, hat das doch nichts mit einem Kreislauf zu tun. About You will noch entscheiden, ob sie den Kunden für ihre alten Klamotten einen Gutschein geben, oder ihnen das Geld auch bar auszahlen. Was sagst du dazu, dass ja gesagt wird, natürlich nehmt ihr Second Hand, natürlich sorgt ihr auch dafür, dass die Kleiderschränke wieder ein bisschen Luft bekommen. Aber ihr verkauft ja weiter neue Sachen.
Findest du die Kritik gerechtfertigt? Nee. Also ich verstehe die Kritik daran ehrlich gesagt nicht. Natürlich muss man auch Neuware kaufen.
Also es ist quasi physisch unmöglich, dass sich jetzt die ganze Welt nur noch an Second Hand bedient. Weil Kleidung ist nicht für immer tragbar. Kleidung wird irgendwann nicht mehr tragbar sein. Die Frage ist: Ist es nach fünfmal der Fall, dann war es sehr minderwertig verkaufte Kleidung, oder ist es vielleicht nach 100-mal der Fall. Wichtig ist, dass man ein bisschen bedachter eben auch die First Hand kauft in dem Hinblick auf Langlebigkeit der Kleidung, um sie dann eben weiter geben zu können.
Ist es ganz klar der Fokus auf wir wollen nachhaltiger sein oder ist es auch ein super spannendes Business für euch? Also es ist absolut kein wirtschaftlich interessantes Geschäftsfeld für uns. Das muss man ganz klar sagen. Es ist am Ende ein Service für den Kunden. Du kriegst Geld zurück, kannst halt eine Alternative zur Neuware haben. Nämlich Second Hand. Und es hilft dem Planeten. Wirtschaftlich gesehen macht das für uns keinen Sinn.
Wir verlieren Geld mit der Second-Hand-Sektion. Aber wir sehen es eben auch als Zusatzservice für unsere Kunden und nichts mit dem wir eben Geld verdienen. Was Tarek sagt, klingt erstmal richtig für mich. Er erzählt mir aber auch, dass 90 Prozent der Leute, die online Second Hand shoppen, auch noch Neuware mit einkaufen.
Und da frag ich mich schon, ob es hier wirklich um Nachhaltigkeit geht, oder am Ende doch wieder Konsum befeuert werden soll. Und das Audio machen wir auch noch kurz. Warten Sie. Dann sind wir perfekt ausgerüstet. Ich spreche mit Jochen Strähle. Er ist Professor für internationales Fashion Management. Thema Geld: Ich habe jetzt schon einige Interviews geführt, auch mit Leuten von Zalando, von About You: Es fiel sehr häufig der Satz: Wir machen es nicht wegen der Kohle, das steht gar nicht im Vordergrund, wir werden damit wahrscheinlich auch gar kein Geld verdienen.
Uns geht es um die Nachhaltigkeit. Glauben sie das und was für Ziele verfolgen die damit? Nein. Jedes Unternehmen verfolgt wirtschaftliche Ziele. Und das muss es auch. Und es ist sicherlich richtig, wenn die Kollegen dann behaupten: mit dem Produkt selbst verdienen sie sicherlich kein Geld. Der Hebel ist aber wo anders.
Der Hebel liegt darin, dass ich in dem Moment, indem ich diese Plattform nutze, um meine privaten Second-Hand-Klamotten zu vermarkten oder zu verkaufen, befinde ich mich ja schon auf der Plattform. Ohne dass der Händler was machen muss. Das heißt die sparen sich ganz einfach schon mal Werbekosten, das ist schon mal ganz gut. Und wenn ich dann in diesem Atemzug noch ein zweites Produkt verkaufen kann, dann brauche ich mit dem ersten, Second Hand, gar kein Geld verdienen, weil ich es mit dem Zweiten tue.
Jetzt gerade auch wenn man Zalando und About You nimmt, da fällt finde ich immer sehr häufig der Satz: Wir wollen den Kreis schließen. Zalando heißt ja auch nicht ohne Grund „Zircle“. Also ganz, ganz klar im Vordergrund für uns ist der Nachhaltigkeitsgedanke.
Nehmen Sie denen das ab? Ich glaube die Angst ist bei den großen Herstellern eher die, dass sie wenn sie kein Second Hand anbieten, man auch keine neuen Klamotten mehr tatsächlich kauft. Weil die Kleiderschränke sind nun mal voll. Und es ist einfach auch so: Ich muss erstmal Platz schaffen, damit ich was Neues verkaufen kann. Und insofern ist das vielleicht auch Mittel zum Zweck, damit ich tatsächlich überhaupt Umsätze generieren kann. Da hilft es natürlich dann, wenn ich da ein bisschen Dynamik reinkriege. Und sage: Ja, wenn du ein Kleidungsstück hast was du nicht mehr benutzen möchtest, was aber deinen Platz blockiert, dann gib es doch einfach weiter und dann kannst du dir auch was Neues gönnen.
Und er sagt es gibt einen weiteren wichtigen Nebeneffekt: Die Unternehmen sammeln Daten. Du wirst sozusagen zum gläsernen Fashionkunden. Die Unternehmen wissen nicht nur, was du kaufst, sondern auch was du trägst, wie lang du es trägst und was deine Lieblingsteile sind. So können sie perfekt auf dich zugeschnittene Werbung schalten und so ihre Umsätze steigern. Das perfekte Geschäftsmodell. Bis vor zwei oder drei Jahren waren Second-Hand-Geschäftsmodelle was für Ökos und Müslis und für Nischen. Man hat mittlerweile aber erkannt, dass das ein wahnsinniger Hebel ist, eben weil es ein Massenmarkt Phänomen langsam geworden ist, womit ich bewusst Konsum wieder treiben kann.
Und das ist wie gesagt die Perspektive, da sollte man als Konsument wach sein: Ist es tatsächlich was, was die Lebensdauer eines Bekleidungsstückes verlängert und dadurch verbessert, ist es was wo Ressourcen besser eingesetzt werden oder ist es was, was mich eigentlich dazu drängt noch mehr zu konsumieren weil es noch billiger ist und noch einfacher ist. Und dann sollte man sich schon mal kritisch hinterfragen, ob man da vielleicht in eine Falle tappt. Ein paar Tage später kommt mein Paket von Zalando zurück. So! Ich bin richtig sauer. Spaß. Zalando hat mir 90 Euro geboten für meine ausgemisteten Klamotten.
90,50 Euro glaube ich. Für 14 oder 15 Teile. Gutgeschrieben wurden mir jetzt aber nur 45 Euro! Und zwar weil ein paar Sachen nicht gut genug waren. Ich habe also eine Retour von Zalando bekommen… Joa, mal checken, warum das zurück ging. Wegen, unter anderem Verschmutzung.
Zum Beispiel wie bei dem Hemd hier. Puh, sehe ich jetzt nicht, warum das jetzt verschmutzt sein soll. Nee. Das ist doch einhundert Prozent sauber. Also ich habe viel verschmutzten Scheiß in meinem Schrank, aber das hier? Nee… Hmm. Ja, das ist schon ein bisschen frech.
Das sind auch gefühlt – habe ich mal in der Liste geguckt – die Sachen, für die Zalando mehr Geld geboten hatte, die jetzt hier zurückgekommen sind. Schön die Chino-Hose für 1,60 Euro haben sie genommen. Na ja. Bei einigen Sachen versteh ich aber, warum sie sie nicht genommen haben. Einmal war ein Fleck auf einer kurzen Hose, den hatte ich übergesehen. Bei einem Pulli habe ich aus Versehen die falsche Marke angegeben.
Auch das ist ein Grund für eine Retour. Zusammen mit den Sachen die Zalando schon am Anfang beim Fotografieren abgelehnt hatte, habe ich jetzt doch wieder einen Haufen Klamotten, die ich nicht mehr brauche. Bei denen ich aber denke: Zum Wegschmeißen zu schade. Kann doch bestimmt noch irgendwer gebrauchen. Aber wohin mit dem Zeug? So, ich habe ein bisschen aussortiert.
Sehr schön. Nehmen wir doch gerne dankend an. Ja toll, toll.
Ich bin beim Deutschen Roten Kreuz in Hamburg. Das hier ist Andrea Tobler. Sie arbeitet seit über 20 Jahren an der Altkleider Annahmestelle. Wir sind zum Altkleider sortieren verabredet. Kann ich irgendwie helfen? Moment… ich… ach herrje.
Ok das sind jetzt Schuhe? Ja. Soll ich das nehmen? Ich mach gerne... Einfach auf den Tisch legen drinnen. Drinnen auf den Tisch? Drinnen auf den Tisch.
Mach ich. Ok. In Hamburg wurden dieses Jahr hunderte Altkleidercontainer abgebaut. Corona, Lockdown und Home Office haben extrem viele Menschen zum Ausmisten genutzt.
Folge: Die Altkleidersammelstellen wurden überschwemmt… Auch das DRK musste zeitweise die Container zu machen. Die Leute sind mittlerweile so, dass sie… oh ich kann nichts mehr sehen, dass sie wirklich teilweise ihren Müll entsorgen. Echt? Was heißt Müll, was kommt da rein? Kaputt, schmutzig, zerrissen. So. Teppich.
Ein Teppich. Können Sie einen Teppich gebrauchen? Natürlich nicht! Natürlich nicht. Ich merke, erstens: Das ist ein ganz schöner Knochenjob. Und zweitens, dass hier super viel Scheiß ankommt, den echt Niemand mehr tragen kann.
Gibt es das häufig, dass da Teppiche oder sowas da drin… Oooooh jaaaa, da ist noch viel mehr als Teppiche manchmal drin… Da hat wahrscheinlich Jemand einen gebrochenen Fuß gehabt oder so. Orthopädischer Schuh! Ja, so ähnlich. Stark, bringe ich rüber… Gucken Sie mal, wir haben einen orthopädischen Schuh.
Wenn ein T-Shirt nur noch fünf Euro kostet. Und das wurde ein paar Mal getragen ein paar Jahre und landet hier. Was ist denn davon noch übrig? Nicht viel. Das ist dann meistens, ich mein immer, das kann auch sein bei teuren Sachen, das ist schon richtig. Aber diese ganz billigen Sachen, das ist schon wahr.
Und was könnt ihr damit dann noch machen? Ja, wenn es soweit noch in Ordnung ist, dann geht es rein, das geht auch raus, aber wenn es dann kaputt ist oder irgendwas… es kommt dann in einen Sack, wir haben hier einen großen Container stehen. Der da? Genau. Da werden die Sachen drin gesammelt und dann wird das alles weggebracht und wie gesagt, da werden letztendlich Putzlappen draus gemacht oder Dämmungsmaterial für Autos oder ich weiß es nicht genau.
Teile davon werden verbrannt. In den letzten Jahren ist der Anteil der Sachen, die nicht mehr recycelt werden können gestiegen. Vor Corona mussten Andrea Tobler und ihre Kollegen 30-50 Prozent der Spenden entsorgen. In diesem Jahr ist es sogar mehr als die Hälfte der Spenden die entsorgt werden muss. Wem soll man das anbieten? Das kann kein Mensch mehr tragen. Das sind also Sachen, da sage ich, das muss hier nicht her.
Das kann man in den Müll schmeißen. Sieht nicht so richtig lecker aus… Von den brauchbaren Spenden, die hier beim DRK ankommen, landet ein Teil auch im Second-Hand-Verkauf. Von dem Geld finanziert sich die Arbeit des DRK. Ich habe mich selbst oft dabei erwischt, dass ich dachte: "Ach komm, packst du es mal in den Altkleidercontainer. Wegschmeißen können die es ja immer noch." Da sind wir aber beim Problem. Denn Wegschmeißen kostet Geld.
Also die Tüte war ein richtiger Fail. Müll und echt minderwertige Kleidung, die hier aussortiert werden, sind für das DRK keine Spende, sondern Kosten. Viele gemeinnützige Sammler stehen deshalb vor dem Aus.
Das Geschäftsmodell rentiere sich nicht mehr, sagt mir ein Sprecher des Dachverbands der Altkleidersammler in Deutschland. Oh nee. Nein, nein… Das sind Sammelkarten, doch, die sind aber ganz geil. Ja, aber... Solche Sachen hier. Solche Sachen hier: Was soll das? Warum macht man das? Das ist doch nicht aussortierte Kleidung? Das ist wirklich nur in einen Müllsack weggeschmissen und hergebracht.
Da stimme ich Ihnen zu. Ja. Während ich hier helfe, merke ich, wie wenig von dem Zeug was wir in den Container geben, wirklich noch gebraucht wird. Meine Fast Fashion Käufe sind es anscheinend nicht. Kaufen Sie denn selber zwischendurch auch mal… erwischen Sie sich denn zwischendurch auch mal dabei, dass Sie Billigmode kaufen? Man hat ja nicht mehr so das Geld so locker. Da freut man sich schon, wenn man irgendwo was günstig schießt. Klar.
Also haben Sie schon auch Verständnis für die Leute, die sich günstig irgendwie 5-Euro-T-Shirts kaufen? Irgendwo schon, natürlich. Der Job hier hat für mich weniger was von einer Altkleider-Sammelstelle. Sondern eher was von einer Altkleider-Suche in Bergen von Müll.
Zu denen auch ich meinen Altkleider-Müll beigetragen habe. Das habe ich super gerne getragen, aber das hat leider einige Löcher. Ja, das ist natürlich dann wieder ein Problem, weil Löcher weg… Nimmt keiner. Löcher und Fleck. Beides. Ja, dann leider weg. Sie leben von den wenigen guten Teilen, die bei ihnen ankommen.
Wenn die jetzt – so wie in meinem Fall – bei Zalando und About You landen, dann frag ich mich: Was kommt denn dann, hier bei denen noch an? Nachdem in meinem Kleiderschrank jetzt wieder ein bisschen Luft ist, könnte es ja jetzt eigentlich von vorne los gehen. Ich gehe shoppen – Second Hand, will bewusster konsumieren. Ich bin bei einem Second Hand Pop-Up Event in der Kulturkirche in Altona, Hamburg. Die wird anprobiert. Das ist das heißeste Pferd im Stall gerade hier, finde ich. Legst du es zurück? Ja.
Oh mein Gott. Du kannst sie haben. Ist schön, oder? Second Hand zu Shoppen ist im Mainstream angekommen. Und wenn die großen Mode-Player auf den Second-Hand-Hype aufspringen, dann ist das – finde ich – erstmal ne gute Entwicklung. Dass Unternehmen wie Zalando oder About You das aber nur aus Nachhaltigkeit tun oder für den Planeten? Den Eindruck habe ich nicht. Denn, wenn ich einen Gutschein für meine alten Sachen bekomme und der mich dazu verleitet, den Schrank direkt wieder voll zu machen, dann gewinnen vor allem die Unternehmen.
Wie siehts bei euch aus? Geht ihr gerne Second Hand shoppen oder anders rum, verkauft ihre eure Sachen online? Schreibt uns da wirklich gerne einen Kommentar, wir freuen uns. Und noch ein Tipp an der Stelle. Die Reportage von unseren Kollegen von Die Da Oben. Der große Parteien Klimacheck. Deren Frage: Welche Partei kämpft gegen den Klimawandel. Guckt doch gerne mal rein.
2021-01-10 06:38