Der Traum vom eigenen Business: Wie erreichen wir ihn? | Five Souls

Der Traum vom eigenen Business: Wie erreichen wir ihn? | Five Souls

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Mein Job beginnt, wenn ich mein Handy nehme. Das bedeutet, mir fällt es unfassbar schwer, abzuschalten. Und so kam ich dann eher ungeplant in die Selbstständigkeit. Ich wusste damals gar nicht, dass ich mich grad selbstständig mache. Morgens aufstehen, sich fertigmachen, ins Büro fahren, dann da sitzen bis 17 Uhr ... Nach dem dritten Tag war ich so: I can't.

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Five Soooooo ... ♪ Soooo ... ♪ ... oooooooouls! Beautiful! Ist das gut. So schön.

Also erst mal: So schön, dass ich wieder mit euch hier sitzen kann. Zu meiner Rechten meine wunderbare Kollegin Hadnet. Zu meiner Linken meine wunderbare Kollegin Tasha. Wir haben heute wieder wie immer wunderbare Gästinnen hier. Einmal Sakine Diler. - Hallo.

Born and raised in Mannheim. Ihr kennt sie vielleicht aus der Sendung "Naber? Was geht!". Du bist Friseurin und hast einen eigenen Friseursalon. - Ja. Selbstständige Friseurin, darüber reden wir gleich noch mal explizit.

Und dann haben wir Meriem Lebdiri hier zu Gast. Auch Mannheimerin, also du lebst in Mannheim, hast dein Modelabel, dein Modelabel heißt wie du: Meriem Lebdiri. Richtig, genau.

Und wie ihr schon merkt, wir sind jetzt fünf selbstständige, starke Frauen, die hier sitzen, und das Thema heute ist Selbstständigkeit. Die Frage ist: Was braucht es, um erfolgreich selbstständig zu sein? Welche Hürden, und vor allem, welche Hürden muss man vor allem als Frau überwinden, und auch noch mal als Woman of Color. Als Selbstständige. Wir beginnen das Ganze mit einem Meme. Aber so, dass man das Gefühl hat, man fühlt sich schon wie 60, 70, weil es so anstrengend ist, selbstständig zu sein.

Könnt ihr das nachvollziehen? Tasha. - Auf jeden Fall. Also nicht die ganze Zeit, ich liebe meine Selbstständigkeit. Aber es gibt einfach Phasen, wo man einfach nicht mehr kann, weil man so viel sich selbst auf den Rücken packt und nicht genug und ... Darüber reden wir gleich bestimmt noch mal genauer.

Aber ich glaub, wir alle waren schon mal in dem Moment, dass man denkt, boah, ich kann nicht mehr. In den ersten Jahren hatte ich diese Phase. Da war ich noch nicht so organisiert, und neue Erfahrungen, und ich wusste nicht, was auf mich zukommt. War's irgendwas Explizites, wo du nicht geschlafen hast, immer nur Stress hattest? - Keine Freizeit, kein Urlaub.

Ich hab wirklich nur funktioniert. Und mit den Jahren ist man halt damit gewachsen, ne? Und ist heute besser organisiert und kann seine Zeit auch besser planen. - Mhm. Als jemand, der noch nie fest angestellt irgendwo gearbeitet hat.

Echt, noch nie? - Ever. Willkommen im Club. Yeees. Geil! - Noch nie irgendwo angestellt gearbeitet. Ist eine Sache, die ich auf jeden Fall nachvollziehen kann. Es nimmt einen noch mal anders in Beschlag so.

Und trotzdem darf man, find ich, nie vergessen, dass es ja auch selbst gewählt war, ne? Also ich wollte das schon auch so. Es kommt aber auch drauf an, in welche Richtung selbstständig. Ich hab 'nen Handwerksberuf gelernt, musste 'ne dreijährige Ausbildung absolvieren, und hab danach, bevor die Meisterschule besucht werden konnte, fünf Gesellenjahre hat man dafür gebraucht. Heute kann man gleich nach der Ausbildung den Meister machen.

Und ich brauch den Meister, um mein Geschäft zu eröffnen. Und in den Gesellenjahren warst du fest angestellt? Ich war im Angestelltenverhältnis. Du, meine Liebe, wie sieht's bei dir aus? Fühlst du dich auch manchmal wie der alte Mann auf unserem Meme? Definitiv, ich glaub, wir alle fühlen uns so 'n bisschen wie der alte Mann, und geben's halt kaum zu vor Freunden. Weil die sagen ja dann, das hast du dir doch so ausgewählt.

Und dann denkst du dir so, nein, klar, dieser Meme, das bin ich. Aber hast du am Wochenende Zeit wirklich, oder musst du dir Zeit richtig freischaufeln? Oder hast du das mittlerweile so geregelt, dass du Struktur hast? Also, mittlerweile ja. Aber am Anfang gar nicht. Ich kann mich gar nicht erinnern, wie das überhaupt kam, aber es kam alles so Schlag auf Schlag. Ich hab die erste Kollektion online gestellt und dachte, ich hab jetzt zwei, drei Jahre Zeit, bis jemand das anklickt. Du bist so in die Selbstständigkeit gegangen? Mit dem Gedanken, dass das erst in zwei, drei Jahren losgeht? Ja, ich war grad frisch aus der Ausbildung mit 23.

Und das ging dann Schlag auf Schlag. Meine erste Show war in Washington, die nächste in London und dann noch mal Washington und dann wusste ich gar nicht mehr, wohin. Ging direkt so los, direkt mit so fetten Dingern auch? Ich hab 2012 die erste Kollektion online gestellt, dann kam meine zweite Tochter zur Welt, und dann war das trotzdem so ein Hin und Her und dann direkt 2014 die Shows bis 2017, und da hab ich dann gesagt, ich will gar nichts mehr damit zu tun haben. Weil ich keine Pause hatte in der Zeit.

Frisch Mutter und du machst trotzdem weiter. Und sag mal, Meriem, ganz kurz für mein Verständnis: Hast du 'ne Schneiderausbildung gemacht? Ich hab eine Modeausbildung gemacht, ich war auf dem Berufskolleg. Da lernst du Schneiderhandwerk und natürlich auch die Kunst, und auch das Zeichnen, die Konzeption, die Show und alles. Da hab ich eine dreijährige Ausbildung gemacht. Und danach war halt die Frage ... Damals war das noch so, ist eigentlich immer noch so: Du brauchst erst mal ein Praktikum, musst irgendwo üben und lernen.

Ich hab keine Praktikumsstelle gefunden. Und auch keine, die jetzt irgendwie in der Nähe ist. Ich hab eine in Dubai bekommen, aber geh mal so alleine als junge Mutter nach Dubai, das ging einfach nicht. Und so kam ich dann eher ungewollt oder ungeplant in die Selbstständigkeit. Ich wusste damals gar nicht, dass ich mich grad selbstständig mache mit dem, was ich da tue.

Und dann haben halt Freunde angefangen, "ey, wenn's Leute kaufen wollen, du brauchst ein Gewerbe." Ich so: "Was ist das denn?" Und dann erst wirklich so von 2012 bis 2014, da hab ich dann erst mal so, ach so, okay, es gibt Gewerbeamt und so. (Gelächter) Weißt du? Und ja, das musst du erst mal machen und dann war ich beim Gewerbeamt, hatte schon zwei-, 3.000 Euro für Maschinen und so ausgegeben. Aber nein: Ab heute erst geht absetzen. Und ich so ... So Sachen, die wusste ich halt damals nicht, die weiß ich heute.

Und so bin ich da reingekommen. Ich hab im Sommer 2014 mich offiziell selbstständig gemacht, und hatte schon meine Show im September 2014 in Washington. Das ging so Schlag auf Schlag. - Wow! Ja, war so 'ne Lala-Erfahrung.

Aber ich hab auch da gemerkt: Also wie gesagt, die Investoren waren 2017 schon so im Spiel, und dann war das aber die Zeit, wo ich die Dubai-Show hatte, und eigentlich wollte ich nach der Dubai-Show mit Mode gar nichts mehr zu tun haben. Weil ich danach so krank war und so fertig war und nie Pause hatte, und ich meine Kinder nicht mehr gesehen hab. Wie alt waren die da? Fünf und dann noch mal acht Jahre älter, ich kann grad nicht zählen. 13? So. Genau, und, ähm ... ja.

Und da wollte ich dann wirklich gar nichts mehr damit zu tun haben, weil ich mich so überarbeitet hab wie dieser alte Mann auf dem Meme. Da warst du an dem Punkt, ja? - Ich hatte einfach keine Pause. Und die hab ich mir jetzt erst durch Corona so gegönnt. Sakine kriegt grad richtig Kopfschmerzen bei der Aussage, die so: "Ey, mein Büro war zu! Mein Salon war zu!" Ja, die Kosten, die laufen weiter, und das war so die erste Zeit, wo ich gesagt habe, so ... Da kamen mal Zweifel. "Was kommt noch auf uns zu?" Und man stand so in der Luft.

Die Miete läuft, die ganzen Kosten, die Mitarbeiterkosten. Ich find, das war schon eine anstrengende Zeit. Aber was sie grade beschreibt, diese völlige Erschöpfung und nicht mehr aufs Handy gucken wollen, weil man gar nicht hinterherkommt? Kann ich nicht mitreden, aber bevor ich mich selbstständig gemacht habe, hab ich noch eine führende Position gehabt. Ich hab ein Unternehmen geleitet mit 16 Mitarbeitern, und parallel mein Betriebswirtsstudium gemacht.

Okay, hu, schon mal sehr, sehr spannend. Zu sehen, wie aufwendig oder wie kraftaufwendig die Selbstständigkeit ist. Aber auch, wie schön es ist.

Wir kommen zu einer Runde "Wer war's?". In unserer Keksdose sind Aussagen, die wir fünf getätigt haben, Es würd mich freuen, wenn einer von euch beiden vielleicht einmal die Keksdose nimmt und einen Zettel rausnimmt, und wir erraten dann, wer diese Aussage getätigt hat. Magst du anfangen? - Ich fang mal an. Ja dann, Hadi, oder? Oder nee, du hast gesagt "noch nie". (Loungemusik) Also ich war's nicht.

Warst du's? Ohh! Bei einer Casting-Agentur? Echt? Was? - Ja, Thelma, ne? Bei 'ner Casting-Agentur? Ja, das war so in der Zeit so nach der Schauspielschule, ich hab irgendwie so gejobbt und musste halt irgendwie. Ich hab Castings gemacht für die, also hab Leute gecastet, und dann waren die so: "Wir könnten dich auch im Office gebrauchen." Und obwohl's nur drei Wochen waren: Diese drei Wochen morgens aufstehen, sich fertigmachen, ins Büro fahren, dann da sitzen bis 17 Uhr ... Nach dem dritten Tag war ich so: I can't. Ich hab aber nicht gekündigt, sondern hab dann ein Engagement am Theater bekommen und es war ja klar, dass Schauspielerei meine Priorität ist. Deswegen hat es sich zufälligerweise ergeben, dass nach drei Wochen ich so: "Ciao!" (Gelächter) (Loungemusik) Marketingjobs ... - Du!

Marketingjobs? Du? - Ja! Ja? - Ja! Was hast du denn da vermarktet? Ich hab nicht wirklich ein Produkt vermarktet, ich hab ein bisschen Influencermarketing gemacht. Das ist nicht wirklich richtig Marketing, aber Teil des Marketingteams quasi. Meine Aufgabe war's halt, die richtigen Influencer für die richtigen Projekte zu finden. Wann war das? Ähm ... Jetzt bis vor Kurzem. Bis Mai.

Trotz deiner Selbstständigkeit? - Nee, Quatsch. Also selbstständig bin ich jetzt erst wieder, nach dem Job. Das war auch so geplant, ich hab das Geld gebraucht.

Und wollte auch nicht mehr mit Investoren arbeiten, sondern ich wollte es jetzt noch mal selber probieren, hab gedacht, okay, so und so viel Geld fehlt mir. Aber die wussten auch, dass es von Anfang an befristet ist. Hast du dann deine Selbstständigkeit ganz liegenlassen? Genau. - Okay, alles klar.

Weil ich ja auch diesen Abstand dazu gebraucht hab. Aber ich hab auch so wie du ... Also nicht in den ersten drei Tagen, aber schon in den ersten drei Wochen gemerkt, okay, nee, doch nicht. Also ich mach das jetzt 'ne Zeit lang, weil wie gesagt, ich brauch das Geld. Aber ich würd das nicht für immer machen. Okay. - Ja.

(Loungemusik) (Gelächter) Tadaa! Safe du, ne? Ja. Ja. Also ich hab schon immer in dem Bereich gearbeitet, in dem ich jetzt auch arbeite. Ich hab redaktionell viel gemacht, aber ich war halt angestellt.

Wie lang warst du da angestellt? Ähm ... Es ging so ganz nahtlos vom Studium in so ein Praktikum, eine Übernahme, und es waren am Ende vielleicht so drei Jahre. Und dann hat sich halt parallel dazu mein ganzer Social-Media-Kosmos irgendwie entwickelt, weil ich das halt hobbymäßig nebenbei immer nach dem Dreh ... Immer schon gemacht hast zu dem Zeitpunkt? Ja, ich hab im Studium damit angefangen, und halt hobbymäßig gemacht. Und wie lang hast du beides gemacht? Ich mach immer noch beides, nur die Gewichtung verändert sich. Jetzt ist der Social-Media-Teil viel, viel größer, also ich würd mal sagen es sind 80 Prozent, und 20 Prozent mach ich noch hinter der Kamera.

Das bist du. Ja, das bist du. - Du hast kurz reagiert, so ... Ja, ich hab kurz überlegt: War ich das? Nee, das war ich, und zwar ist das ja immer so, find ich, wenn man so als freie Journalistin oder Moderatorin arbeitet, und du dann irgendwann anfängst, sehr für ein, ich sag jetzt mal Outlet, für ein Medium zu arbeiten, und dann andere nicht mehr vernachlässigst, wirst du ja auch irgendwann nicht mehr gefragt, ne? Weil man davon ausgeht, dass du eh keine Zeit hast. Wenn das dann aber plötzlich wegfällt, dann wird's schwierig. Und den Moment hatte ich auf jeden Fall auch mal.

Außerdem bin ich aber eh jemand, der alle paar Jahre immer hinterfragt, ob ich das wirklich noch machen will. Ja, ich hab einen alteingesessenen Friseursalon übernommen, hab nebenbei mein Betriebswirtsstudium gemacht, abends Vorlesungen gehabt. Und hab die Preise von meinem Vorgänger übernommen. Das war natürlich ein Fehler, man sollte am Anfang seiner Selbstständigkeit immer seine eigenen Preise kalkulieren. Das machen leider viele falsch.

Also, Handwerker. Wenn die ein Geschäft übernehmen. Vor allem grad bei uns in der Branche, Friseurbranche, wenn sie einen bestehenden Laden übernehmen. Aber es ist wichtig, dass man seine eigenen Preise kalkuliert.

Das hat natürlich immer was mit Sicherheit, glaub ich, zu tun, aber ich glaub, wenn man den Schritt geht in die Selbstständigkeit, dann muss man auch damit rechnen, dass man halt einfach mal auf die Schnauze fällt. Das sind Learnings und das muss auch passieren. Ich glaube, keiner geht in die Selbstständigkeit rein und es läuft direkt perfekt. Sondern auch wie du sagst, ich hab gelernt, ich muss mich breiter auffächern, du sagst, ich hab gelernt, ich sollte meine Preise kalkulieren, du sagst, das war mir dann doch alles zu viel und dann hab ich erst mal Pause gemacht und so. Und so haben wir auf jeden Fall auch unsere Erfahrungen gemacht, wo man rückblickend sagt: Boah, das ging gar nicht eigentlich.

Aber es gehört halt einfach dazu. Ich bin seit 14 Jahren jetzt selbstständig, und nach vier Jahren in Ludwigshafen haben wir einen komplett neuen Laden in Mannheim aufgemacht. Und da haben wir alles von Anfang an richtig gemacht. So, jetzt kommen wir zu euch, unserer Community. Und wir sind wie immer bereit, euch wie eure großen Schwestern die Fragen zu beantworten, die ihr habt.

Grundsätzlich gilt immer, was wir hier sagen: Wenn ihr was dazu sagen wollt, wenn ihr etwas kommentieren wollt, wenn ihre eure Erfahrungen mit uns teilen wollt, dann unbedingt in die Kommentare. Gern auch dabei ein Like dalassen und uns abonnieren. Wat soll der Geiz? Hab ich das schon lange nicht mehr gesagt.

(Gelächter) (Ruhige Lounge-Musik) So, wir kommen zur ersten Communityfrage von Dilan aus Mainz. Spitzt die Ohren! Also, ich sag immer, Angst ist kein guter Ratgeber. Und wenn Selbstzweifel da ist, sollte man sich nicht selbstständig machen. Weil ... für die Selbstständigkeit braucht man Mut und Selbstvertrauen. Wenn man mit Selbstvertrauen rangeht, dann kann es nur funktionieren.

Ja, aber Zweifel oder Ängste zu haben, hindert einen auch daran, dumme Fehler zu machen oder sich Ratschläge zu holen. Also, ich verstehe, was du meinst. Wenn sie Angst hat und denkt, der Laden geht unter, versteh ich das, aber grundsätzlich würde ich sagen, dass man bisschen Zweifel hat als selbstständige Person, das kann ich nachvollziehen. Ich denke, zu wissen, dass man ein Risiko eingeht.

Genau, ja. Es kann klappen oder nicht, aber mit einer Festanstellung kann es auch schieflaufen. Man kann dich kündigen so jeden Monat oder wie auch immer.

Ich würde es auf jeden Fall probieren. Ich würd mich nicht von der Angst leiten lassen, aber mit dem Vater sprechen, ein Gespräch mit ihm suchen: "Wie war es denn für dich? Kannst du sagen, was die Fehler waren?" Und schauen, vielleicht hat sie andere Charakterzüge als er und macht nicht die selben Fehler, aber dafür andere. Ich würde es probieren.

Kommen wir zu unserer zweiten Communityfrage von Vasia aus Heilbronn. Mhm, ich würde die Frage erst mal gern an Meriem weitergeben, weil Meriem die Selbstständigkeit erst angefangen hat, als sie schon Kinder oder zumindest ein Kind hatte. Das ist ein Unterschied. Ich war ja schon vorher selbstständig und bin dann nicht diesen Schritt gegangen. Deshalb würde mich das mal von dir eher interessieren, wie da die innere Hürde sozusagen war.

Für mich gab es, wie ich schon vorhin erklärt hab, sowieso keine andere Alternative. Ich hab einfach keinen Job bekommen. Ich hab kein Praktikum bekommen und wenn du kein Praktikum hast und das nicht nachweisen kannst, kriegst du auch keinen Job in der Mode. Vielleicht ist das jetzt anders, aber das war damals einfach so.

Die Praktika waren auch nicht bezahlt. Das war noch die Zeit, wo Praktika unbezahlt waren. Ich hatte gar keine andere Möglichkeit. Entweder von gar nichts leben oder das zu versuchen.

Als Mutter, würdest du dieser Ernährungsberaterin raten, es trotzdem zu versuchen und mit ihrem Mann zu reden und ihn zu überzeugen? Ich würd sagen, eine unglückliche Mutter bringt den Kindern nichts. Und wenn es wirklich das ist, was sie glücklich macht, vielleicht es zu versuchen, mit dem Risiko, dass es schieflaufen könnte und sie es in zwei Jahren nicht mehr möchte, aber auch mit der Hoffnung, dass es klappen könnte und sie megaglücklich macht. Fänd ich auf jeden Fall besser, als zu sagen: "Ich unterdrück das jetzt, weil ich Mutter bin." Das heißt, ich setz mir selber ein Limit.

Du kannst dich dann in jedem Bereich limitieren, weil du Mutter bist. Ich find auch, dass man als Ernährungsberaterin nicht so hohe Risiken hat, weil man braucht keine Räumlichkeiten, man braucht keine Materialkosten, man muss nicht Vollzeit dabei sein. Also, Vasia, hast du gehört? Trau dich! Versuch, deinen Mann zu überzeugen und vielleicht musst du nicht komplett durchstarten, sondern kannst dich langsam rantasten. Viel Glück! Okay! Die nächste Frage ist von Marina aus Regensburg. Also, wie gesagt, am Anfang meiner Selbstständigkeit, die Preise nicht kalkuliert, aus Angst, die Kunden zu verlieren, die schon vorhanden waren. Und ja, zum Glück hab ich ganz schnell mein Konzept geändert.

Und die Preise abgeändert, auch meine Dienstleistungen erweitert, und ... Ich denk, dass sie das auch machen sollte, gucken: Was biete ich an? Welchen Kundenstamm hab ich um mich? Hab ich Büroräume, sind das Laufkunden? Ich würd da so 'ne spezielle Sauce noch mit reinbringen, was sie ausmacht. Das heißt, trotzdem weitermachen, Konzept ändern. - Genau. Und versuchen, sich Unterstützung zu holen. War's bei euch schon mal so? Also, ähnlich. Also ich hatte eben 'ne ähnliche Situation, eben mit meinem alten Label.

Und das wurde irgendwann einfach zu kompliziert: Die Investoren wollte eine Sache, ich wollte in eine andere Richtung, und dann gab's einfach kein Geld mehr von ihnen. Das ist 'ne ähnliche Situation, dass du dann denkst: Oh Gott, jetzt bin ich geschäftlich pleite und irgendwie auch privat, weil ich hab alles schon da reingesetzt. Und ich hab wirklich über ein Jahr alleine versucht, darum zu kämpfen, weil ich so emotional dran gebunden war. Weil ich ja das als Baby aufgezogen hab. Weil das mein erstes Label war.

Und musste aber dann halt irgendwann begreifen, da auch mal loslassen zu können. Um mich wieder aufzurappeln und mein nächstes Label zu gründen. Weil es ist nie zu spät, noch mal was zu probieren. Aber diese Zeit für mich hab ich gebraucht, und ich wünschte, jemand hätte mir damals schon gesagt: Du handelst grade viel zu emotional, siehst du die Zahlen nicht, siehst du deine Gesundheit nicht? Siehst du nicht, wie's um dich steht? Gönn dir mal die Pause.

Dann bauen wir das zusammen noch mal auf. Wie gesagt, also Emotionen, das hatte ich schon mal, das kann so Vieles verblenden einfach. Dass du nur durchziehst und nur noch funktionierst, obwohl, eigentlich ist es schon vorbei, so.

Marina, ich glaub, oder wir glauben: Du musst handeln. So wie Meriem es gesagt hat: Such dir Hilfe. Wie du gesagt hast, kennst dich besser aus, es gibt kostenlose Beratungsstellen, die kann vielleicht noch mal deine Kalkulation, deine Zahlen durchgehen.

Was Sakine gesagt hat, dass du dir vielleicht auch dir ein neues Konzept überlegst. Vielleicht muss einfach was Neues rein. Wir wünschen dir viel Glück. Ganz, ganz viel Glück, ja.

So, liebe Community, das waren jetzt eure Fragen, explizit von den drei Zuschauerinnen. Wir hoffen, wir konnten euch helfen. Und ich hab selber sehr viel gelernt heute, muss ich ganz ehrlich sagen.

Ich hab das Bedürfnis nach Block und Stift. Kann ich noch erfolgreicher werden mit euren Tipps, vielen Dank. Falls ihr auch Fragen habt, oder dasselbe erlebt habt, oder eure Erfahrung mit uns teilen wollt, oder sogar noch andere Tipps habt, zum Beispiel auch mit Beratungsstellen oder Erfahrung mit Beratungsstellen habt, wären wir euch sehr dankbar, wenn ihr das einfach in die Kommentare schreibt. Wenn ihr schon dabei seid, lasst uns Like da und auch 'n Abo.

Wir machen jetzt weiter mit unserem Klassiker. "Ich hab schon mal ..." Dafür habt ihr diese Kellen hier. Das heißt, ich werde euch jetzt Aussagen vorlesen, und dann werdet ihr bitte dazu sagen, ja, hab ich schon mal, oder nein, hab ich noch nie. Wie? Wie, "nein"? Was, "nein"? (Gelächter) Wenn ich in den Urlaub fahr, bin ich auch im Urlaub.

Ich hab schon mal zu viel im Urlaub gearbeitet, ganz sicher. Und hab mir hinterher gedacht: Ja, das war keine gute Idee. Ich finde, grade auch bei mir, so mit Familie und so, habe ich safe schon mal zu viel im Urlaub gearbeitet. Ja, also ich bin auch immer ... Was heißt durcharbeiten im Urlaub, ich mach das doch einerseits schon mit Leidenschaft.

Ich hab dann immer die ganzen Fachzeitschriften dabei, Top Hair und so weiter. Aber kannst du das denn überhaupt mit selbstständig, und Angestellte hast du ja auch, wie viele Angestellte hast du? Wir sind zu viert. Ich hab das große Glück, dass meine Schwester noch im Boot ist, die ist die Kosmetikerin im Haus, und ich kann da auch schon so 'n bissel abschalten.

Okay. Und du? (Wissendes Lachen) Ja, Leude, mein Job fängt in dem Moment an, wo ich mein Handy in die Hand nehme. Wenn du ein Content-Creator bist siehst du in Allem Sachen, die man potenziell irgendwie geil verwursteln könnte. Das bedeutet, mir fällt es unfassbar schwer, abzuschalten. Und es ist jetzt auch echt schon öfter mal zu 'nem Problem geworden. Also, ich hab teilweise 'ne Bildschirmzeit von neun bis zehn Stunden.

Wow. - Und das ist halt krass. Ich überleg die ganze Zeit: Was kann ich machen, was kann ich hochladen? Wenn ich nichts hochlade, dann gehen die Leute weg, und wenn ich zwei Wochen im Urlaub bin, dann sinken alle meine Zahlen. Das ist halt mega, unfassbar stressig. Das bedeutet, dass ich eigentlich die letzten Jahre auch im Urlaub immer Videos gedreht habe, immer verfügbar war für Anfragen und auch ...

Da kommt natürlich auch die Angst hinzu, dass man sagt, okay, wenn ich dieses Projekt jetzt nicht annehme, dann nehmen sie halt den Nächst- besten und rufen mich nicht mehr an. Okay! (Gelächter) Ja, komm, sind wir uns einig, ne? Ja, okay. Müssen wir darüber reden? Nein! - Nein! Ja ... Nein! Noch nie? Nein! In keinem schwachen Moment? Nein! Wow. Okay. Doch, ich schon. Du auch, Meriem? - Ich auch. Ja, klar.

Warum denn? Gab's 'ne Zeit, wo's mal nicht gut lief? Nee, ich, äh ... .. überdenke ja meinen Beruf und meine Berufswahl und die Entscheidungen, die ich irgendwann mal getroffen habe, immer wieder. Also zumindest im beruflichen Kontext. Und da gab es durchaus immer mal wieder Situationen und Momente, in denen ich mit meinem Beruf oder mit der Art und Weise, wie mein Beruf dann interpretiert wird oder was dann da erwartet wird, wie der sich so verändert, in denen ich dann damit hadere. Also ich kann das genau nachvollziehen.

Das war erst mal in den Zeiten, wenn's mal nicht so gut läuft. Oder in den Zeiten, wenn man so überarbeitet ist, dass man sich dann noch mal Gedanken macht: Ist das überhaupt das Richtige, was ich tue? Ich war ja auch viele Jahre alleine mit den Kindern, dann hast du auch Verantwortung. Würdet ihr es wieder so machen, so wie es jetzt läuft? Jetzt mit dem Wissen, mit all den Erfahrungen? Yay! - Moi aussi. Ja, ne? - Ja.

Also, manchmal wünschte ich, ich hätte damals schon alles gewusst, was ich jetzt weißt. - Ja! Und gleichzeitig ist man aber versöhnt damit, dass es halt ein Prozess war. Vor allem die Chance zu nutzen, seine eigenen Träume zu verwirklichen und alles so umzusetzen, wie man sich das vorstellt. Ich bin dankbar. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, um auch zum Abschluss zu kommen: Ich find's sehr empowernd, auch hier mit so vier Frauen zu sitzen, die unterschiedliche Sachen machen, aber irgendwie alle ihren Weg gehen und nicht aufgeben.

Das ist, glaub ich, das Allerwichtigste. Auch noch mal an die Community: Ich glaube, wenn ihr Lust habt, was zu machen, und es ist immer schwierig und es wird immer Leute geben, die sagen, mach das nicht, oder bessere Ideen haben, euch Gründe nennen, es nicht zu tun. Aber ich glaube, wenn ihr es wirklich, wirklich wollt, dann kriegt ihr's auch hin. Und man kann sich immer Unterstützung suchen, sei es von Freunden oder von öffentlichen Stellen.

Wirklich, in Deutschland kann man sich immer Hilfe holen. Man wird umsonst beraten, das heißt, wenn ihr Bock habt euch selbstständig zu machen, eure Träume zu realisieren, sei es Schauspielerin zu werden, Content-Creator, ein eigenes Modelabel, Friseurin, Journalistin. Ihr kriegt das hin. Tschakka! Liebe Community! Umso interessierter bin ich, ehrlich, jetzt daran, wie's bei euch aussieht. Wie viele Selbstständige haben wir unter euch? Welche Hürden musstet ihr überwinden? Schreibt uns das in die Kommentare, erzählt uns eure Story. Und wenn ihr schon mal dabei seid, dann ...

Liket und kommentiert bitte. Und ihr könntet auch direkt ein ... - Abo dalassen. Und ihr Lieben, wenn ihr noch nicht genug von uns habt: Es gibt eine Folge, die auch zu dem Thema hier passt, nämlich "Geld und Dating", die könnt ihr euch angucken.

Und es gibt eine Folge, in der Sakine bei "Naber? Was geht!" noch zu sehen ist. Auch die: Gönnt euch. Wir freuen uns auf euch, bis zum nächsten Mal! Ciao! SWR 2021

2021-09-26 14:36

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